"Steine, die sprechen!"
Der historische Zagreber Friedhof "Mirogoj" -
Ein aufgeschlagenes Buch regionaler Kulturgeschichte
Reportage im Kontext des FAZ-Projekts am 18.Gymnasium Zagreb
Mit Filip Lozancic, Antonio Nikolic, Lucija Puljiz und Ivor Vrdoljak; Projektleitung Gerald Hühner (Weblink/Fotos)
Autorisierte Textfassung für den Abdruck in der FAZ
22.04.2016:
Ein Rundgang auf dem Friedhof Mirogoj
..zeigt in religiöser Symbolik, Schrift und Sprache unmittelbar...
... wie eng verbunden Menschen unterschiedlichster Herkunft in der Region miteinander lebten.
Die Recherche beginnt am zentralen Eingang mit seinen weinumrankten Arkaden.
Die Hauptgebäude entworfen hat in den 1870er Jahren...
... der Kölner Architekt Hermann Bolle.
Gleich hinter dem zentralen Eingang das Grabmal des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudman.
Die Grabsteine des Friedhofs erinnern an Menschen aus zurückliegender und jüngster Geschichte des Landes.
Die Gräber zeigen unterschiedlichste Gestaltung, Fürsorge...
...und wiederholt auch einen sehr individuellen Stil.
Spuren fuhren auch in die deutsche (Sport-)Geschichte:
Branko Zebec war als Fußball-Trainer u.a. deutscher Meister mit dem FC Bayern München und dem HSV...
... der kroatische NBA-Star Drazen Petrovic kam bei einem tragischen Verkehrsunfall nahe Ingolstadt ums Leben.
Geradezu eine "Fundgrube" zur Kulturgeschichte der Region sind die historischen Arkaden des Friedhofs...
...mit den Grabstätten Ljudevit Gajs, auf dessen Grundstück der Friedhof angelegt wurde,...
...des Architekten Hermann Bolle und zahlreicher Persönlichkeiten, die Kultur und Politik der Region entscheidend prägten.
Die Architektur zeigt unterschiedliche Stile, Schriften und Sprachen...
...und verweist wiederholt in den deutsch-sprachigen Raum:
Namen auf den Grabsteinen lassen unterschiedliche Herkunft...
...doch gemeinsame Lebenswege erahnen.
Sie verweisen u.a, auf den slawischen, deutschen und ungarischen Sprachraum...
...und zeigen außer unterschiedlicher formaler Gestaltung...
...immer wieder auch...
... unterschiedliche, doch unmittelbar aufeinander bezogene Schrift...
... und religiöse Symbolik.
Was sich so bereits im ältesten Teil des Friedhofs,...
...in den historischen Arkaden, zeigt,...
... die Toleranz, das Miteinander von Religionen, Sprachen,...
... die Gemeinsamkeit unterschiedlicher Kulturen,...
...setzt sich auch im neueren Bereich des Mirogoj-Friedhofs...
... in nahezu unüberschaubaren Gräberreihen fort.
Hier findet man:
Muslimische neben christlichen...
...und jüdischen Grabmalen,...
...auf einem Grabstein Namen aus unterschiedlichen Sprachen und ...
... unterschiedliche relgiöse Symbole...
...aus Christentum, Judentum und dem Islam,...
... in arabischer, kyrillischer, hebräischer und lateinischer Schrift...
...in kroatischer und u.a. in serbischer, slowenischer, ungarischer und deutscher Sprache,
wobei sich Assimilation und Verwurzelung in einer neuen sprachlichen, kulturellen Umgebung unmittelbar manifestiert:
Aus "Klein" wird "Kis", aus "Schwarz" wird "Svarc".
Doch es zeigt sich auch,
dass ein Name vor Verfolgung und Mord in diesem Namen nicht unbedingt zu schützen vermag:
Und es stellt sich die Frage,
warum oft erst der Tod ermöglicht, was doch das Leben bieten sollte:
Ein friedliches Miteinander an einem gemeinsamen Ort: Mirogoj.
- Weblink/Fotos: Gerald Hühner -
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